Das Suchvolumen ist für viele SEOs und SEAs die zentrale Kennzahl bei der Keyword-Recherche. 40.000 Suchen pro Monat für ein Keyword klingen beeindruckend – doch führen sie auch zu Traffic und Conversions? Die ernüchternde Antwort lautet oft: Nein. Eine professionelle SEO-Strategie berücksichtigt weit mehr als nur die reine Anzahl der Suchanfragen.
In diesem Artikel zeigen wir, warum das Suchvolumen allein kein Qualitätsmerkmal ist, welche Fallstricke es gibt und wie Sie Keywords richtig und präzise bewerten. Sie erfahren, warum manchmal 500 monatliche Suchen wertvoller sind als 50.000 – und wann sich der Kampf um hochvolumige Keywords trotzdem lohnt.
Was ist Suchvolumen genau – und was bedeutet es?
Kurz gesagt ist das Suchvolumen die Anzahl an Suchen, die eine bestimmte Suchphrase (auch Keyword genannt) in einer bestimmten Zeit auf sich vereinen kann. Damit ist es eine der zentralen Messwerte des Content-Marketings.
Das Suchvolumen ist in der Regel der durchschnittliche Wert der monatlichen Suchen bezogen auf die letzten 12 Monate. Wichtig ist, dass es sich dabei nicht zwingend um einen Kalendermonat handeln muss – je nach Tool können auch die letzten 30 Tage als Grundlage dienen. Diese Definition sollte im jeweiligen Tool klar gekennzeichnet sein.
In manchen Tools, wie zum Beispiel Sistrix, beziehen sich die Werte nicht immer auf die letzten 12 Kalendermonate. Stattdessen können es die zwölf Monate bis zum letzten Keyword-Update sein. SEO-Tools überprüfen aufgrund der enormen Datenmenge nicht jedes Keyword täglich. Abhängig von Relevanz und Beliebtheit eines Keywords erfolgen Updates teilweise seltener.
Im Sistrix-Tool wird das „letzte Update“ in der Einzel-Keyword-Ansicht direkt neben der Headline angezeigt. Zusätzlich empfiehlt es sich, per Mouseover den Trendverlauf zu prüfen.
Doch warum ist das alles ungenau? Was muss man bei der Bewertung des Suchvolumens beachten? Inwieweit ist das Suchvolumen für Suchmaschinenoptimierer (SEO) oder Suchmaschinen-Marketer (SEA) eine sinnvolle Steuerungsgröße? Und ab wann spricht man eigentlich von hohem oder geringem Suchvolumen?
| Begriff | Definition |
|---|---|
| Suchvolumen | Gibt an, wie oft ein Keyword durchschnittlich pro Monat in einer Suchmaschine (meist Google) eingegeben wird. Es handelt sich um einen berechneten Durchschnittswert, der je nach Tool variieren kann. |
Die Hypothese: Nur hohes Suchvolumen zählt
Meist wird angestrebt, Keywords mit vielen Suchen pro Monat zu nutzen, damit sich daraus auch hoher Traffic ergibt. Also: hohes Suchvolumen ist top und niedriges ist schlecht. Aber – so einfach lässt sich das nicht stehen lassen. Niedriges Suchvolumen ist nicht schlecht, und mit hohem Suchvolumen erhält man nicht automatisch mehr Traffic.
Warum niedriges Suchvolumen oft wertvoller ist
Das Keyword „Schulranzen“ hat ca. 40.000 Suchen pro Monat, „Schulranzen Scout“ nur rund 4.000 und „Minecraft Schulranzen“ lediglich etwa 500. Dennoch wird eine erfahrene Suchmaschinenoptimierung eher auf die beiden letzteren Varianten setzen.
Der Grund: Der Streuverlust beim generischen Keyword ist extrem hoch. Bei der Suchanfrage „Schulranzen“ ist völlig unklar, was die Suchenden eigentlich wollen:
- Lexikalische Anfrage: „Wann erfunden …“, „Woher …“ usw.
- Produktvergleich: Recherchephase mit Tests, Reviews, Empfehlungen oder Trends
- Lokale Intention: Mobile Suche nach Angeboten in der Umgebung
- Transaktional: Kauf, Abo, Miete oder eine andere Conversion
Zusätzlich bleiben viele Faktoren offen: Form, Verwendungszweck, Farbe, Preis, Material und vieles mehr.
Das bedeutet nicht, dass Ein-Wort-Keywords (Short Heads) grundsätzlich sinnlos sind. Man muss sich jedoch bewusst machen, dass der Optimierungsaufwand hier deutlich höher ist als bei Longtail-Keywords.
Würde eine komplette Kampagne ausschließlich auf das Keyword „Schulranzen“ setzen, wäre der ROI bzw. die Kosten-Umsatz-Relation (KUR) in den meisten Fällen nicht optimal. Keywords mit geringerem Suchvolumen sind in der Regel deutlich leichter zu „gewinnen“ als monolithische Begriffe mit fünfstelligen Suchanfragen pro Monat.
| Keyword | Ø Suchvolumen / Monat | Wettbewerb | Conversion-Potenzial |
|---|---|---|---|
| Schulranzen | ca. 40.000 | Hoch | Niedrig |
| Schulranzen Scout | ca. 4.000 | Mittel | Mittel |
| Minecraft Schulranzen für Jungen | ca. 150–500 | Niedrig | Hoch |
Longtail-Keywords oder „weniger ist mehr“
Longtail-Keywords (ab drei Wörtern) haben zwar meist ein geringeres Suchvolumen, bieten dafür aber klare Vorteile:
- höhere Conversion-Raten durch spezifischere Suchintention
- geringerer Wettbewerb und damit bessere Ranking-Chancen
- niedrigere CPC-Kosten (relevant für SEA)
- bessere Nutzerzufriedenheit und niedrigere Absprungrate
Beispiel:
„Schulranzen“ (Suchvolumen ca. 40.000) vs. „Minecraft Schulranzen für Jungen“ (ca. 150) – letzteres wird nahezu immer besser konvertieren.
Der Nischen- und B2B-Aspekt
Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft insbesondere Nischenbranchen und B2B-Unternehmen. Hier sorgt SEO häufig für Ernüchterung, wenn „Datenträger wiederherstellen“ nur rund 30 Suchanfragen pro Monat aufweist, während „Datenträger“ etwa 600 Suchen erzielt.
Doch auch hier gilt: Je näher ein Suchbegriff an der tatsächlichen Zielgruppe liegt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer – wie auch immer gearteten – Conversion.
| Bereich | Keyword | Suchvolumen | Conversion-Rate (Beispiel) |
|---|---|---|---|
| B2C | Schulranzen | 40.000 | ca. 2 % |
| B2B | Datenträger wiederherstellen | 20–30 | ca. 15 % |
Häufiger Fehler: Suchvolumen als einzige Metrik
Die Höhe des Suchvolumens allein reicht keinesfalls aus, um die Qualität eines Keywords zu bewerten. Berücksichtigen Sie zusätzlich:
- Wettbewerb: Wie stark ist die Konkurrenz?
- Trend: Steigend oder fallend?
- CPC: Hinweis auf kommerzielle Relevanz
- Suchintention: Informational, navigational oder transaktional?
- SERP-Features: Featured Snippets, Local Pack, Shopping-Ergebnisse etc.
Sollte man Keywords mit hohem Suchvolumen ignorieren?
Wer nun den Schluss zieht, sehr generische Keywords mit sehr hohem Suchvolumen einfach ignorieren zu können, liegt ebenfalls falsch. Gelingt es, mit einem solchen Keyword in die Top 10 oder sogar Top 5 zu ranken, kann das durchaus sehr positive Effekte haben – etwa in Form von Sichtbarkeit und Markenbekanntheit.
Das Ranking selbst ist jedoch nicht automatisch ein Erfolg. Klicks auf das Suchergebnis können Suchende enttäuschen, wenn die Suchintention nicht erfüllt wird. Die Folge sind schnelle Absprünge. Da Google die sogenannte „Time back to SERP“ misst, wird die Zielseite in solchen Fällen häufig als weniger relevant eingestuft.
| Begriff | Erklärung |
|---|---|
| Time back to SERP | Beschreibt die Zeitspanne zwischen dem Klick auf ein organisches Suchergebnis und der Rückkehr der Nutzer:innen zur SERP (Search Engine Result Page, also Suchergebnisseite). Ist diese Zeit sehr kurz (z. B. 20 Sekunden), wertet Google das häufig als Zeichen dafür, dass die Suchintention nicht erfüllt wurde. |
| Konsequenz | Die Suchintention muss möglichst exakt bedient werden, um eine gute „Time back to SERP“ und damit stabile Rankings zu erreichen. |
Praxisbeispiel: Fashion-Shop
Ein Online-Fashion-Shop rankt für das Keyword „Herrenmode im Sale“ (Suchvolumen ca. 18.400 pro Monat), bietet jedoch ausschließlich sehr hochwertige und preisintensive Ware an. Es handelt sich also weder um allgemeine Herrenmode noch um stark reduzierte Massenware.
Das Problem: Die Mehrheit der Suchenden erwartet bei „Herrenmode im Sale“ günstige Angebote, hohe Rabatte oder Mainstream-Produkte. Diese Erwartung wird vom hochpreisigen Shop nicht erfüllt. Die Nutzer:innen springen ab, die „Time back to SERP“ ist schlecht, und Google stuft die Seite für dieses Keyword langfristig ab.
Mögliche Lösungen:
- Option 1: Die Landingpage anpassen
Sale-Bereich klar hervorheben, Preise vergleichen, „Premium Sale“ deutlich kommunizieren - Option 2: Auf spezifischere Keywords setzen
z. B. „Designer Herrenmode Sale“, „Hochwertige Herrenmode reduziert“ - Option 3: Andere High-Volume-Keywords wählen
z. B. „Exklusive Herrenmode“, „Premium Herrenbekleidung“
| Wann lohnt sich der Kampf um High-Volume-Keywords? | |
|---|---|
| Suchintention | Ihre Seite bedient die Suchintention perfekt |
| Domain-Stärke | Sie verfügen bereits über eine starke Domain Authority |
| Content-Ressourcen | Sie können umfangreichen, hochwertigen Content (2.500+ Wörter) erstellen |
| Markenaufbau | Das Keyword steigert die Markenbekanntheit, auch ohne direkte Conversion |
| Struktur | Sie bauen einen Content-Hub auf, der mehrere Suchintentionen abdeckt |
Best Practices zur Keyword-Bewertung
Wie bewertet man Keywords also richtig? Neben dem reinen Suchvolumen gibt es weitere Kriterien, die für eine fundierte Keyword-Entscheidung entscheidend sind.
Keyword-Bewertungskriterien
| Kriterium | Warum wichtig? | Wo zu finden? |
|---|---|---|
| Suchintention | Informational vs. transaktional – bestimmt das Conversion-Potenzial | Manuelle SERP-Analyse |
| Wettbewerb | Zeigt, wie schwer es ist, für ein Keyword zu ranken | Sistrix, Ahrefs, SEMrush |
| Cost per Click (CPC) | Indikator für kommerzielle Relevanz | Google Ads Keyword-Planer |
| Trend | Zeigt, ob das Interesse wächst oder schrumpft | Google Trends, Sistrix |
| SERP-Features | Featured Snippets, Local Pack etc. beeinflussen die CTR | Manuelle Google-Suche |
| Saisonalität | Ermöglicht rechtzeitige Content-Planung | Google Trends, Sistrix |
Checkliste: Keyword-Bewertung in 7 Schritten
- Suchvolumen prüfen (in mindestens zwei Tools)
- Suchintention analysieren (erste 10 Google-Ergebnisse prüfen)
- Wettbewerb bewerten (z. B. Keyword-Difficulty-Score)
- SERP-Features checken (z. B. Featured Snippet vorhanden?)
- Trend untersuchen (Google Trends für 12–24 Monate)
- Saisonalität berücksichtigen (Wann ist Hochsaison?)
- Longtail-Varianten identifizieren (3–5 spezifischere Alternativen)
Häufig gestellte Fragen zum Suchvolumen
Was ist ein gutes Suchvolumen für SEO?
Es gibt keine pauschale Antwort. Für B2C-E-Commerce sind 1.000–10.000 Suchen pro Monat oft ideal, da sie ausreichend Traffic bei moderatem Wettbewerb versprechen. Im B2B-Bereich können bereits 50–200 Suchen sehr wertvoll sein, wenn die Suchintention exakt passt.
Je nach Branche können sogar Keywords mit noch geringerem Volumen relevant sein. Das liegt unter anderem daran, dass sehr spezifische Suchanfragen – insbesondere im B2B – in vielen SEO-Tools gar nicht gelistet sind. Wichtiger als die absolute Zahl ist immer die Kombination aus Suchvolumen, Wettbewerb, Suchintention und Conversion-Potenzial.
Welches Tool zeigt das genaueste Suchvolumen?
Keins. Alle Tools arbeiten mit Schätzungen oder Durchschnittswerten. Der Google Ads Keyword-Planer gilt als am nächsten an den echten Google-Daten, zeigt jedoch häufig nur grobe Spannen (z. B. 10k–100k). Sistrix und Ahrefs liefern präzisere Einzelwerte, basieren aber auf Hochrechnungen.
Empfehlung: Nutzen Sie zwei bis drei Tools und vergleichen Sie vor allem die Trends, nicht die absoluten Zahlen.
Wie oft ändert sich das Suchvolumen?
Die meisten Tools aktualisieren ihre Daten monatlich. Das tatsächliche Suchvolumen ändert sich jedoch kontinuierlich – besonders bei saisonalen Keywords (z. B. „Weihnachtsgeschenke“ im November vs. März).
Wichtige Keywords sollten mindestens vierteljährlich überprüft werden. Passen Sie Ihre SEO-Strategie regelmäßig an neue Trends an.
Warum weichen Sistrix und der Google Ads Keyword-Planer voneinander ab?
Google Ads misst Suchanfragen direkt, berechnet die Werte jedoch ebenfalls vor der Ausgabe. Sistrix erhebt Suchvolumina eigenständig und nutzt zusätzlich externe Datenquellen, die nicht transparent offengelegt werden.
Hinzu kommen unterschiedliche Algorithmen zur Berechnung sowie die Tatsache, dass Google Ads teilweise ähnliche Keyword-Varianten zusammenfasst. Trotz unterschiedlicher Zahlen sind die Trends meist deckungsgleich – darauf sollte der Fokus liegen.
Sind Keywords mit 0 Suchvolumen nutzlos?
Nein. SEO-Tools zeigen bei sehr geringem Volumen (<10 Suchen pro Monat) häufig „0“ oder „–“ an. Solche Zero-Volume-Keywords können dennoch sehr wertvoll sein, etwa bei hochspezifischen Suchanfragen oder neuen Trends.
Prüfen Sie diese Keywords zusätzlich in der Google Search Console und beobachten Sie ihre Entwicklung über Zeit.
Soll ich auf ein Keyword mit 50.000 Suchvolumen optimieren, wenn ich ein kleiner Shop bin?
Nur, wenn das Keyword exakt zu Ihrer Nische passt. Realistisch betrachtet ist es für kleinere Shops ohne starke Domain Authority kaum möglich, bei High-Volume-Keywords (50.000+) in die Top 10 zu gelangen.
Besser ist es, auf 10–20 Mid-Tail-Keywords mit jeweils 500–2.000 Suchanfragen zu setzen. Die Summe dieser Keywords bringt häufig mehr qualifizierten Traffic als ein einzelnes, unerreichbares Mega-Keyword.
Zudem sollten Sie prüfen, ob der Optimierungsaufwand in einem gesunden Verhältnis zum erwarteten Erfolg steht und ob Suchintention und Angebot wirklich zusammenpassen – wie im Beispiel „Herrenmode im Sale“ für einen Premium-Shop.
Was ist wichtiger: Suchvolumen oder Keyword Difficulty?
Beides zusammen. Ein Keyword mit 10.000 Suchanfragen und einer Difficulty von 80 bringt keinen Traffic, wenn Sie nicht ranken. Ein Keyword mit 500 Suchanfragen und einer Difficulty von 20 kann dagegen bereits nach wenigen Monaten Besucher liefern.
Faustregeln:
- Neue Websites: Difficulty <30, Suchvolumen 200–2.000
- Etablierte Domains: Difficulty <50, Suchvolumen 1.000–10.000
Wie finde ich Keywords mit niedrigem Wettbewerb und ausreichend Suchvolumen?
Nutzen Sie die sogenannte „Golden Ratio“-Methode: Suchen Sie nach Keywords, bei denen weniger als 50 Seiten den exakten Begriff im Title verwenden (Google-Suche: allintitle:"Ihr Keyword"`).
Kombinieren Sie das mit Filtern in Sistrix (z. B. Suchvolumen >200, Wettbewerb <40). Tools wie AnswerThePublic oder AlsoAsked helfen zusätzlich, übersehene Longtail-Varianten zu finden. Eine professionelle Keyword-Recherche deckt solche Potenziale systematisch auf.
Fazit: Suchvolumen richtig einordnen
Das Suchvolumen ist eine wichtige Kennzahl – aber bei weitem nicht die einzige. Entscheidend ist immer der Kontext.
| Die goldene Regel der Keyword-Bewertung |
|---|
| Ein Keyword mit 500 Suchanfragen, das perfekt zur Suchintention passt und realistisch rankbar ist, bringt mehr Traffic und Conversions als ein Keyword mit 50.000 Suchanfragen, für das Sie auf Seite 3 landen. |
Zusammengefasst:
- Suchvolumen unterliegt saisonalen Schwankungen – planen Sie voraus
- Longtail-Keywords mit niedrigem Volumen konvertieren oft besser als generische Begriffe
- Nutzen Sie mehrere Tools – Trends sind wichtiger als absolute Zahlen
- Suchintention schlägt Suchvolumen
- High-Volume-Keywords lohnen sich nur mit ausreichenden Ressourcen für exzellenten Content
Starten Sie Ihre nächste Keyword-Recherche mit dieser erweiterten Perspektive – und Sie werden feststellen, dass oft die „kleineren“ Keywords die größten Erfolge bringen.